Eine Allegorie des inneren Friedens
Priming ist ein bedeutendes psychologisches Konzept, das auch in der Meinungsmache der Gesellschaft und der Beeinflussung von Mehrheiten durch Medien und Politik eine entscheidende Rolle spielt. Priming bezieht sich darauf, wie vorherige Reize oder Informationen unsere Wahrnehmung und Entscheidungsprozesse beeinflussen können, indem sie bestimmte Denkmuster oder Assoziationen aktivieren.
In der Medienlandschaft kann Priming dazu genutzt werden, um bestimmte Themen oder Perspektiven hervorzuheben und dadurch die öffentliche Meinung zu formen. Zum Beispiel könnten wiederholte Berichte über eine bestimmte politische Kontroverse oder ein soziales Problem bestimmte Assoziationen verstärken oder neue Verbindungen in den Köpfen der Menschen schaffen.
Wir erleben es in der Ukraine-, Israel-Diskussion, dem Klimawandel, der Stimmungsmache gegen Rechte und Rechtspopulisten, aktiver Sozial- und Industriepolitik gegen Rechts, Woke-Kultur & Sprachpolizei, Prozesse (Politics) und Inhalte (Policy) zur Steuerung der Geschlechterordnung einer Gesellschaft, oder zurzeit in der Fußball-WM. Politiker und politische Strategen nutzen dieses Phänomen, um ihre Botschaften gezielt zu platzieren, Wähler zu beeinflussen´und Mehrheiten zu gewinnen.
Ein Beispiel für Priming in der politischen Kommunikation wäre die Betonung bestimmter Themen wie Sicherheit oder Wirtschaft, je nachdem, was als besonders relevant für die Wähler zu einem bestimmten Zeitpunkt angesehen wird. Ganz aktuell ist die Darstellung darüber, dass der Standort Deutschland wird immer unattraktiver würde. Es heißt in den Schlagzeilen, Deutschland liege im internationalen Standortranking nur noch auf Platz 24, aber vor Österreich (26), Großbritannien (28) und Frankreich (31). Ich erinnere mich noch an die wochenlangen Berichterstattungen der Rankingagenturen. Seit Jahren hören wir nichts mehr von ihnen und ihrem Einfluss.
Durch wiederholte Darstellung und Diskussion dieser Themen in den Medien können bestimmte politische Agenda gesetzt und Unterstützung für bestimmte politische Maßnahmen oder Kandidaten gefördert werden.
Priming ist jedoch nicht nur auf politische oder mediale Kontexte beschränkt. Auch in der Werbung wird Priming genutzt, um positive Assoziationen zu einem Produkt zu schaffen, bevor es zum Verkauf angeboten wird. In der Psychologie zeigt sich, dass selbst subtile Hinweise oder implizite Informationen unsere Entscheidungen beeinflussen können, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Es war einmal……….
Einmal lebte ein einfältiger Brahmane
Die Erzählung von einem einfältigen Brahmanen und den drei listigen Schurken ist nicht nur eine einfache Geschichte, sondern eine tiefgründige Allegorie über den Verlust des inneren Friedens und die Macht der Selbsttäuschung.
Warum lassen wir uns von äußeren Einflüssen so leicht manipulieren, und wie können wir unseren inneren Frieden und die Wahrheit bewahren?
In einem abgelegenen Dorf im Herzen Indiens lebte ein Brahmane, dessen einfaches Gemüt ihn anfällig für Täuschungen machte. Eines Tages kaufte er eine fette Ziege, um sie den Göttern zu opfern. Während er den Wald durchquerte, wurde er von drei Schurken beobachtet, die sich die Ziege als köstliches Mahl wünschten. Sie schmiedeten einen Plan, um die Ziege zu stehlen.
Unauffällig liefen die Schurken voraus und positionierten sich an verschiedenen Stellen entlang seines Weges. Als der Brahmane den ersten Schurken erreichte, verbeugte sich dieser und sagte respektvoll:
„Ach heiliger Mann, warum trägst du einen Hund auf deinen Schultern?“
Der Brahmane war verwirrt, doch überzeugt, dass er eine Ziege trug, setzte er seinen Weg fort. Die zweite Begegnung mit einem weiteren Schurken brachte ihn erneut aus dem Gleichgewicht. Wieder wurde ihm gesagt, er trüge einen Hund. Diesmal hielt er inne, untersuchte die Ziege und setzte seinen Weg fort, nun jedoch gequält von Zweifel und Unfrieden.
Schließlich traf er auf den dritten Schurken, der die gleiche Frage stellte. Der Brahmane, indessen vollständig überzeugt, dass er einen Hund trug, warf die Ziege ab und lief davon. Die Schurken lachten und erfreuten sich an ihrer gewonnenen Beute.
Diese Geschichte illustriert die menschliche Neigung zur Selbsttäuschung und die Herausforderungen, den inneren Frieden zu bewahren. Der Brahmane, repräsentativ für die Mehrheitsgesellschaft, lässt sich von wiederholten, äußeren Einflüssen verunsichern.
Wie Konfuzius sagte:
„Ein Mensch, der den Weg nicht durchschaut, wird von jedem Wind hin- und hergeweht.“
Die innere Stimme und der äußere Einfluss
Der Verlust des inneren Friedens des Brahmanen kann als Metapher für unsere eigene Zerbrechlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen verstanden werden. Oftmals lassen wir uns von Meinungen anderer oder durch die Medien verunsichern, auch wenn wir tief in uns wissen, was richtig ist. Die drei Schurken in der Geschichte symbolisieren diese störenden Einflüsse, die unser Selbstvertrauen und unseren Frieden zerstören können.
Um inneren Frieden zu finden und zu bewahren, müssen wir lernen, auf unsere innere Stimme zu hören und uns nicht von äußeren Umständen beeinflussen zu lassen.
Es heißt treffend: „Du bist das, was du denkst. Die ganze Welt ist ein Spiegel. Erkenne, dass du die Macht hast, dein eigenes Schicksal zu formen.“
Psychologisch betrachtet, fällt die Geschichte in den Bereich der kognitiven Dissonanz, einem Zustand, in dem eine Person widersprüchliche Überzeugungen, Ideen oder Werte hält. Der Brahmane erlebte kognitive Dissonanz, als die Schurken ihn wiederholt darauf hingewiesen hatten, dass er einen Hund trage. Die Spannung zwischen seiner Überzeugung und den Aussagen der Schurken führte schließlich dazu, dass er seine eigene Wahrnehmung infrage stellte.
Eine ähnliche Dynamik zeigt sich in sozialen Experimenten, wie dem berühmten Asch-Konformitätsexperiment, bei dem Individuen ihre offensichtliche Wahrnehmung zugunsten der Gruppenmeinung aufgaben. Dies unterstreicht die Macht der sozialen Beeinflussung und die Herausforderung, inneren Frieden und Selbstvertrauen inmitten widersprüchlicher Informationen zu bewahren.
Das Asch-Konformitätsexperiment ist ein klassisches Experiment der Sozialpsychologie, das in den 1950er Jahren von Solomon Asch durchgeführt wurde. Es untersucht, inwieweit soziale Druck und Gruppenkonformität das individuelle Urteilsvermögen beeinflussen können. Hier ist eine detaillierte Darstellung des Experiments und seiner Ergebnisse:
Asch fand heraus, dass etwa 75% der Versuchspersonen mindestens einmal mit der Mehrheit konform gingen und eine offensichtlich falsche Antwort gaben. Im Durchschnitt folgten etwa 37% der Teilnehmer der falschen Mehrheit in den kritischen Durchgängen. Nur 25% der Teilnehmer beharrten in allen Durchgängen auf ihrer richtigen Antwort. Philosophisch gesehen wirft das Experiment Fragen über die Natur der Wahrheit und die Autonomie des Individuums auf. Wie Kant sagte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Sapere aude). Das Experiment zeigt die Herausforderungen, denen sich Individuen gegenübersehen, wenn sie versuchen, diese Maxime in einer sozialen Umgebung zu leben, die Konformität fördert.
Das Asch-Konformitätsexperiment erinnert uns daran, wie wichtig es ist, kritisch zu denken und den Mut zu haben, gegen den Strom zu schwimmen, wenn es notwendig ist. In einer Zeit, in der soziale Medien und Gruppendruck so stark sind wie nie zuvor, ist die Fähigkeit, unabhängige Urteile zu fällen und sich selbst treu zu bleiben, von unschätzbarem Wert. Es ermutigt uns, sowohl in der Politik, in sozialen Kreisen als auch im Berufsleben authentisch und kritisch zu bleiben und die eigenen Überzeugungen nicht leichtfertig aufzugeben.
Um den inneren Frieden zu bewahren, müssen wir Achtsamkeit und Meditation praktizieren, wie sie in vielen spirituellen Traditionen gelehrt werden. Die Worte des Dalai Lama sind hier besonders relevant: „Lasse nicht zu, dass das Verhalten anderer deinen inneren Frieden zerstört.“ Durch regelmäßige Meditation und Selbstreflexion können wir ein starkes inneres Fundament aufbauen, das uns vor äußeren Störungen schützt.
Ein Beispiel aus der Praxis könnte ein Mensch sein, der sich in seinem Beruf ständig von den Meinungen und Ratschlägen seiner Kollegen verunsichern lässt. Durch regelmäßige Meditation kann er lernen, seine eigenen Fähigkeiten und Urteile zu schätzen und sich weniger von äußeren Stimmen beeinflussen zu lassen. Dieser Ansatz täte auch unserer Gesellschaft insgesamt gut.
Die Geschichte des einfältigen Brahmanen erinnert uns daran, wie wichtig es ist, unseren inneren Frieden zu bewahren und uns nicht von äußeren Einflüssen täuschen zu lassen. In einer Welt, die oft von Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten geprägt ist, müssen wir auf unsere innere Stimme hören und uns selbst vertrauen. Nur so können wir in Harmonie mit uns selbst leben und unseren Weg finden, unabhängig von den Stürmen, die uns umgeben.
Joachim Nusch
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