Eine mystische Weihnachtsgeschichte aus den Pyrenäen

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Eine mystische Weihnachtsgeschichte aus den Pyrenäen

Die Geschichte, die der Wind von den Bergen herabbließ.

Der Tramuntana, ein mystischer Hauch aus den majestätischen Pyrenäen, streift sanft bis wild über das Land, ein unsichtbarer Bote der Stille. Seine zarte Berührung webt Geschichten der Berge, geflüstert durch die Blätter der Olivenbäume. In seinem Atem trägt er die Essenz vergangener Zeiten und das Flüstern alter Geheimnisse.

Welche Geschichten trägt dieser Wind mit sich, wenn er durch die Täler und Schluchten wandert? Welche Erinnerungen werden in seinem leisen Lied erweckt?

„“Der Tramuntana-Wind, ein Lied der Freiheit, trägt die Geschichten der tiefen Wälder, des Himmels und der unbewohnten Hochebenen. Er flüstert sie denjenigen zu, die dem Ruf der Natur und der Freiheit lauschen.“

In den Wirbeln des Tramuntana spiegelt sich die Zeitlosigkeit der Natur, ihre eigenen Verse zwischen Himmel und Erde. Wie ein unsichtbares Gedicht streift er durch das Land, ein Tanz zwischen Licht und Schatten, den der Maler Salvador Dali in seinen Werken einfing und in mystische, surealistische, bunte Bilder verwandelte. Er war wie der wilde Tramuntana Wind, der die Leute beunruhigte und verwirrt macht.

Dali sagte über sich: „Man muß systematisch Verwirrung stiften, das setzt Kreativität frei.“

Welche Poesie liegt in der Sprache dieses Windes, der die Seele der Landschaft in jedem sanften Hauch einfängt?

Vielleicht sind es die Legenden der alten Steine, die er in seinen Händen hält, oder die Melodie der vertrauten Vögel, die ihn begleiten. In seiner mystischen Reise über die Felder und Dörfer verwebt der Tramuntana, manche nennen sie auch weiblich „die Tramuntana“, die Geschichte des Landes mit den Träumen seiner Bewohner. Welche Träume hat er gesammelt und weitergetragen, während er über die Hügel und Ebenen streift?

So bleibt der Tramuntana ein unsichtbarer Dichter, ein Geschichtenerzähler des Windes, der in seiner Stille und Unnahbarkeit die Essenz der Pyrenäen einfängt. Vielleicht können wir in seinem Flüstern die Weisheit der Berge hören und die Geheimnisse entdecken, die in den Falten der Landschaft verborgen liegen. Dann, wenn wir still sind und vielleicht über Weihnachten zur Ruhe kommen.

Er erzählte mir eine Weihnachtsgeschichte die ich mit euch teilen möchte.

In der Stille des Heiligabends, wo die Erinnerungen an die vergangenen Missgeschicke und Unglücke des Jahres zu verblassten scheinen, wenn auch nur für einen kleinen Moment in der Besinnlichkeit, versammelten sich die Menschen zur Mitternachtsmesse. In Spanien nennt man sie liebevoll „Misa de Gallo“, Gallo bedeutet „Hahn“.

In vielen Kulturen, lange vor der christlichen Tradition des Abendlandes, wird der Hahn mit Symbolen wie Weckruf, Wachsamkeit und Erneuerung verbunden. Das nächtliche Krähen könnte metaphorisch auf spirituelles Erwachen oder den Übergang von Dunkelheit zu Licht hinweisen. In verschiedenen spirituellen Traditionen wird der Hahn auch als Symbol für Bewusstsein und spirituelles Erwachen gesehen. In antiken griechischen und römischen Mythologien wurde der Hahn dem Sonnengott Apollo zugeordnet, auch dem Mitra, dem Schützer des kosmischen Gesetzes, was seine Verbindung mit dem Morgenlicht und dem Beginn eines neuen Tages symbolisiert. In China wird der Hahn im zyklischen Tierkreis mit Wachsamkeit und Erwachung in Verbindung gebracht. Ähnlich wird im Hinduismus und den vedischen Texten des Rigvedas, 12.000 v. Chr., der Hahn als Symbol der Wachsamkeit und des spirituellen Erwachens betrachtet.

Während die Gemeinschaft nun freudig feierte, lag die Großmutter krank im Bett, fernab von den festlichen Momenten.

Die Rückkehr in das Haus von Herrn Tomás sollte einen gemütlichen Abend mit Nachbarn und musikalischer Untermalung bringen. Doch als Antonier, der Sohn des Hauses, in den Stall ging, um mehr Wein zu holen, ereignete sich erneut ein düsteres Geschehen. Ein Tier lag verblutet am Boden, Kratzer am Hals. Das mysteriöse Unglück setzte die Familie in tiefe Verzweiflung. Die Vermutung von Hexerei lag nahe, besonders angesichts des wiederholten Vorfalls.

Monate verstrichen, der Winter kehrte zurück, und mit ihm der Heilige Abend. Herr Thomas hielt an seinen Traditionen fest und wollte die Mitternachtsmesse nicht missen. Doch Antonier schlug vor, dass er zurückbleiben sollte, um das Haus zu bewachen. Einverstanden begaben sich die anderen auf den Weg.

Antonier, bewaffnet mit einem Holzknüppel, begab sich in den Stall. Doch der Wein und das warme Kerzenlicht führten ihn in einen unruhigen Schlaf. Plötzlich erwachte er, nervöse Pferde zappelten. Im Schein der Laterne erkannte er eine schwarze Katze, die auf einem Maultier verweilte. Der Kampf gegen die Dunkelheit begann, und Antonier trieb die Katze mit einem Treffer am Bein in die Flucht.

Die Rückkehr der Gemeinschaft von der Messe wurde von Antoniers Erlebnis überschattet. Die Annahme, dass es sich um Hexenwerk handelte, verstärkte sich. Am nächsten Tag offenbarte sich eine weitere Dimension des Rätsels, als die Großmutter schwer verletzt aufgefunden wurde und sie an einem Bein Verletzungen zeigten. Sie hatte einen gewaltigen Schlag auf eines ihrer Beine bekommen.

Die unsichtbaren Fäden des Übernatürlichen durchzogen das Leben der Familie Tomás, und die Schatten der Hexerei wirkten weiter, während die Menschen versuchten, den Rätseln des Heiligabends auf den Grund zu gehen.

Frohe Weihnachten 🎄

©️ Joachim Nusch

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