Aufforderung zum freien und selbständigen Denken
Was machst du, um deine Denkfähigkeit zu verbessern?
Diese Frage wurde bereits in alten Denkschulen behandelt, wird aber heutzutage wenig, bis gar nicht, behandelt. Zu diesem Defizit kommen die Aspekte der Konditionierungen der heutigen Erziehung hinzu, die negative Beeinflussung durch die Medien und das politische Priming, was es schwierig macht, freies und selbständiges Denken zu entwickeln.
Priming ist ein psychologisches Konzept, bei dem vorherige Reize oder Informationen die Verarbeitung und Interpretation nachfolgender Reize oder Informationen beeinflussen. Dies kann unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen beeinflussen, indem es unser Gehirn auf bestimmte Muster oder Vorstellungen vorbereitet. Zum Beispiel könnte das Zeigen eines Bildes einer Sonnenblume vor dem Zeigen des Wortes „Blume“ die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Person „Sonnenblume“ anstelle eines anderen Blumennamens nennt. Priming kann in verschiedenen Kontexten auftreten, einschließlich der Werbung und Sozialpsychologie.
Diese Entwicklung wird in der Schule fortgesetzt, deren pädagogische Methoden das Gewicht noch zu sehr auf das Erwerben von Kenntnissen und die Anpassung legen, anstatt auf die Förderung freier Geister.
Wenn wir dann „gelernt“ haben, dass etwas so sei, ist es für uns meist nicht mehr (leicht) möglich, zu erkennen, dass diese Sache auch „anders“ sein kann.
Carlos CASTANEDA, ein amerikanischer Anthropologe und Ethnologe, schreibt in einem seiner sehr empfehlenswerten Bücher über das Wissen der Yaqui
Indianer:
„Jeder, der mit einem Kind in Kontakt kommt, ist ein Lehrer. Er erklärt die Welt unaufhörlich, bis zu dem Augenblick, wo das Kind die Welt so wahrnehmen kann, wie sie ihm erklärt wurde. Wir haben keine Erinnerung an diesen folgenschweren Augenblick, einfach weil wir keinen Bezugsrahmen hatten (damals), in dem wir ihn mit etwas anderem hätten vergleichen können. Doch von diesem Augenblick an ist das Kind ein Mitglied. Es kennt die Beschreibung von der Welt und es erreicht die volle Mitgliedschaft, wenn es in der Lage ist, all seine WahrNehmungen so zu deuten, dass sie mit diesen Beschreibungen übereinstimmen und sie dadurch (zu) bestätigen (scheinen)“.
Verbesserung des Denkens: Vedanta & Dhyana Yoga
Selbständiges, unabhängiges und souveränes Denken ist ein fundamentales Konzept, das in vielen spirituellen und philosophischen Traditionen, einschließlich Vedanta und Dhyana Yoga, dem Yogaweg der Meditation, eine wichtige Rolle spielt. Es bezieht sich auf die Fähigkeit, Gedanken bewusst und eigenständig zu formen, ohne von äußeren Einflüssen oder Automatismen dominiert zu werden.
Im Kontext des Vedanta und Dhyana Yoga gibt es verschiedene Ansätze, um die Funktion des Denkens zu verbessern:
Selbstbeobachtung (Svadhyaya): Eine der grundlegenden Praktiken im Vedanta ist Svadhyaya, die Selbstbeobachtung und Selbstreflexion. Durch das Beobachten der eigenen Gedanken und Verhaltensweisen können wir Muster erkennen und bewusstere Entscheidungen treffen.
Meditation: Dhyana Yoga konzentriert sich auf Meditation als Weg zur Erweiterung des Bewusstseins. Meditation ermöglicht es, den Geist zu beruhigen und tief in das eigene Innere einzutauchen. Dies fördert klares Denken und eine bessere Verbindung zu unserem wahren Selbst.
Vital Self Meditation (Bhavateet Dhyan): Diese spezielle Form der Meditation zielt darauf ab, das Bewusstsein über das physische Selbst hinaus zu erweitern und sich mit der höheren spirituellen Realität zu verbinden. Dadurch können wir unser Denken von begrenzten Perspektiven befreien und eine tiefere Einsicht gewinnen.
Studium der Philosophie: Im Vedanta ist das Studium von philosophischen Schriften und Weisheitstexten von großer Bedeutung. Dies fördert das Verständnis von grundlegenden Konzepten und erweitert das Denken.
Zusätzlich können wir die oben genannten Praktiken mit gezielten Fragen und logischen Betrachtungen bereichern.
Hier einige Fragen zur Vertiefung:
Wie können wir durch Selbstbeobachtung erkennen, wenn unser Denken von Vorurteilen oder begrenzten Überzeugungen beeinflusst wird?
Welche Rolle spielt Achtsamkeit in der Verbesserung unseres Denkens?
Wie können wir das Konzept des „höheren Selbst Selbst in unserer Meditation erfahren und subjektiv erforschen und was kann dies für unser Denken bedeuten?
In welcher Weise können die Lehren von Vedanta und Dhyana Yoga dazu beitragen, ein souveränes Denken zu kultivieren, das jenseits von Ego und Begrenzungen liegt?
© Joachim Nusch
